Vorrede erste Corinthern



Vorrede auf die Epistel Sanct Paulus zu den Corinthern

1 JN dieser Epistel vermanet S. Paulus die Corinther / Das sie sollen eintrechtig sein im Glauben / vnd in der Lere / Vnd darauff sehen / das sie das Heubtstück / nemlich (Das Christus vnser Heil ist) wol lernen / An welchem sich alle vernunfft vnd weisheit stösset. DEnn gleich wie jtzt zu vnser zeit / so das Euangelium an tag komen ist / finden sich der tollen Heiligen viel (welche man Rottengeister / Schwermer vnd Ketzer heisst) die alle zu früe klug vnd gelert worden sind / vnd können fur grosser kunst vnd weisheit / sich mit niemand gleich oder eintrechtig halten / Einer wil hie naus / der ander dort naus / Als were es grosse schande / wo nicht ein jeglicher ein sonderlichs furneme / vnd seine eigen weisheit auffwürffe. Welche niemand widerumb kan zu Narren machen / So sie doch im grunde gar nichts von der rechten Heubtsachen wissen noch verstehen / ob sie gleich mit dem maul viel dauon plaudern. ALso giengs S. Paulo auch / da er seine Corinther hatte den Christlichen glauben vnd die Freiheit vom Gesetz gelert / Funden sich auch die tollen Heiligen vnd vnzeitige Klüglinge / zutrenneten die eintrechtige Lere / vnd machten spaltung vnter den Gleubigen. Einer wolt Paulisch / der ander Apollisch / einer Petrisch / der ander Christlich sein. Einer wolt die Beschneitung haben / der ander nicht. Einer wolt die Ehe / der ander nicht. Einer wolt Götzenopffer essen / der ander nicht. Etliche wolten leiblich frey sein. Etliche Weiber wolten in haren gehen / vnd der gleichen. Bis sie da hin gerieten / das einer der Freiheit misbrauchet / vnd nam seine Stiffmutter zur ehe. Vnd etliche nichts von der Todten aufferstehung hielten. Etliche nicht viel vom Sacrament. Vnd gieng wüst vnd gantz vnördig zu / das jeglicher wolt Meister sein vnd leren / vnd mit dem Euangelio / Sacrament / Glauben / machen / was jn gut daucht. Vnd liessen die weil das Heubtstück fein faren vnd ligen / Das Christus vnser Heil / Gerechtigkeit / Erlösung ist / als hetten sie es lengest an den schuhen zurissen. Wie denn solch stück nicht kan auff der ban bleiben / wo man beginnet zu klügeln vnd weise zu sein. ALler dinge wie es jtzt auch vns gehet / Nach dem wir den Deudschen das Euangelium eröffnet haben / von Gottes gnaden / Da wil auch ein jglicher der beste Meister sein / vnd den heiligen Geist allein haben. Gerade als were das Euangelium darumb gepredigt / das wir vnser klugheit vnd vernunfft darinnen erzeigen vnd rhum suchen solten. Das diese Corinther wol mügen sein ein Exempel oder Beyspiel vnsern Leuten zu dieser zeit / welche auch wol ein solche Epistel bedürfften. Es mus aber also sein / vnd sol dem Euangelio so gehen / Das tolle Heiligen vnd vnzeitige Klüglinge / Rotten vnd Ergernis anrichten / Auff das die bewerten (wie hie S. Paul auch saget) offenbar werden.

2 Darumb straffet vnd verdampt s. paulus solche schedliche weisheit gar ernstlich. Vnd machet solche nasenweise Heiligen wider zu Narren / spricht schlecht / das sie nichts wissen von Christo / noch von dem Geist vnd gaben Gottes / vns in Christo gegeben / vnd sollen noch anheben zu lernen / Es müssen geistliche Leute sein / die es verstehen sollen. Weise sein wöllen vnd klugheit furgeben im Euangelio / sey eben das rechte ergernis vnd hindernis / Christum vnd Gott zu erkennen / Rotten vnd zwitracht anzurichten / da mag die kluge vernunfft vnd weisheit wol zu dienen / das eitel tolle Heiligen vnd wilde Christen werden. Aber vnsern HErrn Christum mügen sie nimer mehr erkennen / sie werden denn widerumb zu Narren / vnd lassen sich demütiglich durchs einfeltige wort Gottes leren vnd füren. Solchs treibt er durch die ersten vier Capitel. JM. v. Straffet er die grosse Vnzucht des / der seine Stiffmutter genomen hatte / vnd wil jn in Bann thun / vnd dem Teufel geben. Zeiget da mit an ein rechte weise des Bannes zu brauchen / Das er mit bewilligung der gleubigen Gemeine gefellet sol werden / vber die öffentliche laster / Wie auch Christus Matth. am xviij. leret. JM vj. Straffet er das haddern vnd zancken fur Gerichte / sonderlich / fur den Heiden vnd vngleubigen. Vnd leret / das sie vnternander selbs sollen die Sachen schlichten / oder vnrecht leiden. JM vij. Gibt er vnterricht von der Keuscheit vnd ehelichem Stande. Lobet die keuscheit vnd Jungfrawschafft / das sie nütze seien / des Euangelij deste bas zu warten. Wie Christus auch leret Matth. xix. von den Keuschen / die vmbs Euangelien oder Himmelreich willen Keusch sind. Aber Paulus wil sie vngenötiget vnd vngezwungen / vnd on fahr grösser sünde gehalten haben / Sonst sey besser freien / denn keuscheit / die in stetiger brunst steckt. JM viij. bis auffs zwelffte / Handelt er mancherley weise / Wie man die schwachen Gewissen füren vnd halten sol / in eusserlichen sachen / Als da sind / essen / trincken / kleider / Sacrament haben. Vnd weret allenthalben / das die Starcken nicht verachten sollen die Schwachen / Sintemal er selbs / ob er wol ein Apostel sey / dennoch viel sich enthalten hab / da er wol recht hette. Da zu sich die Starcken wol fürchten mögen / die weil vor zeiten in Jsrael so viel vntergangen sind / die doch alle sampt durch Wunderwerck aus Egypten gefüret sind. Vnd machet daneben etliche ausleufft heilsamer Lere. JM xij. bis auffs xiij. Handelt er / wie mancherley gaben Gottes sind / vnter welchem doch die Liebe das beste sey / Das sie nicht sich erheben / sondern dienen sollen vnternander einmütig / die weil es ist ein Gott / ein HErr / ein Geist / vnd alles ein / wie mancherley es auch sey. JM xiiij. Leret er die Prediger / Propheten vnd Senger / das sie ördentlich jrer Gaben brauchen / vnd nur zur Besserung / nicht zu eigener Ehre / jre predigen kunst vnd verstand furgeben. JM xv. Straffet er die so von der Aufferstehung des fleisches vnrecht geleret vnd gegleubet hatten. JM letzten / Vermanet er sie zu brüderlicher Hülffe / in zeitlicher Narung / den Dürfftigen.

1Kor